Angriffe auf die Wallboxen in Privatbesitz
Ihre eigene Wallbox können Sie gegen unbefugtes Öffnen durch eine ohnehin wichtige Zugangskontrolle schützen. Weniger einfach ist die Absicherung Ihrer Ladestation gegen Angriffe, wenn sie über eine drahtlose WLAN-Verbindung verfügt.
Über diese Funkverbindung kann ein Angreifer den Ladeprozessor manipulieren. Ihn zu stoppen mag ärgerlich sein, richtet darüber hinaus aber keinen Schaden an. Problematisch kann es aber werden, wenn der Ladestrom auf maximale Leistung eingestellt wird. Ist keine eigene Sicherung eingebaut, kann das zu Überhitzung und dauerhaften Schäden am Gerät führen. Der Zugang zum WLAN einer Wallbox ist zwar durch ein Passwort geschützt, die Qualität dieser Absicherung lässt aber heute oft noch zu wünschen übrig. Für dieses Problem gibt es eine Lösung durch ein Zusatzmodul, das allerdings noch nicht kommerziell erhältlich ist.
Angriffe auf öffentliche Ladestationen
Für Hacker sind öffentliche Ladestationen ein lohnenderes Ziel als private Wallboxen, weil an öffentlichen Stationen die Chance auf Gratisstrom besteht. Eine der einfachsten Möglichkeiten ist es, das Gehäuse der Ladestation zu öffnen. Nachdem diese Technologie sehr neu ist, sind die Sicherheitsmaßnahmen noch nicht ausgereift. Solche Gehäuse sind oft nur mit einfachen Schrauben verschlossen. Nur wenig schwieriger sind Angriffe auf die Bezahlmethoden mit NFC-Ladekarten und Schlüsselanhängern. Mit für wenig Geld erhältlichen Geräten und online verfügbaren Anleitungen ist es einfach möglich, eine solche Ladekarte zu kopieren. Mit dieser Karte können Sie dann auf Kosten des Kartenbesitzers Strom beziehen.
Ein solcher Betrug ist sogar ohne Zugang zu einer fremden Karte möglich. Dafür ist es nur notwendig, eine gültige Kartennummer zu erraten und diese auf der Karte zu speichern. Es hat sich herausgestellt, dass man in kaum mehr als 10 Minuten eine solche Kartennummer finden kann. Eine neuere Technologie ist Plug & Charge, in der Daten verschlüsselt über das Ladekabel übertragen werden. Beachten Sie aber, dass vor dem Ladevorgang drahtlos Informationen betreffend die Abrechnung der Stromkosten übermittelt werden. Diese Daten lassen sich aus mehreren Metern Entfernung mitlesen. Neben Betrug ist es auch Sabotage, die für öffentliche Ladestationen eine Gefahr darstellt. Hat ein Hacker Zugang zur Steuerung einer Ladestation, kann er die Ladefunktion in schneller Abfolge ein- und ausschalten. Dieses Verhalten der Ladestation destabilisiert das Stromnetz. Werden hinreichend viele Ladestationen so angegriffen, kann das Netz in Gefahr geraten.
Wie können Sie sich gegen das Hacken von Ladestationen schützen?
Eine ganz befriedigende Lösung für die angeführten Probleme existiert leider noch nicht. Mit zunehmendem Reifegrad der Technologie können wir aber mit besseren Sicherheitsmaßnahmen rechnen. Einstweilen gibt es einige Punkte zu beachten, mit denen man beim Laden des eigenen Elektroautos wesentlich sicherer unterwegs ist.
- Soweit es möglich ist, laden Sie Ihr Elektroauto zu Hause und nicht an einer öffentlichen Ladestation. Wenn es schon sein muss, empfehlen sich halböffentliche Stationen, die einer Organisation gehören und von dieser betreut und gesichert werden.
- Wenn Sie äußere Schäden an einer Ladestation bemerken, sollten Sie sie auf keinen Fall benutzen. Es wäre auch angezeigt, den Besitzer der Ladestation über die Beschädigung in Kenntnis zu setzen.
- Beobachten Sie beim Laden ihres Elektroautos die unmittelbare Umgebung der Ladestation. Sehen Sie Personen, die mit dem Mitlesen von Informationen beschäftigt sein könnten?
- Wenn Sie eine Ladekarte oder einen drahtlosen Schlüsselanhänger verwenden, schützen sie diese sorgfältig. Besser ist es, statt mit diesen Geräten mit einem Smartphone zu bezahlen.
- Wenn Sie eine öffentliche Ladestation verwenden, führen Sie sorgfältige Aufzeichnungen über den Ort und die Zeit des Ladevorgangs. Diese Daten können Sie dann mit denen auf Ihrer Abrechnung vergleichen und wenn nötig Einspruch gegen betrügerische Belastungen erheben.
Wie lässt sich das Laden von Elektroautos also absichern?
Eine ganz ausgereifte Lösung gibt es noch nicht, aber mit den genannten Ideen sollten Sie hinreichend sicher unterwegs sein. Denken Sie daran, dass Datensicherheit ganz allgemein der Flucht einer Gruppe von Menschen vor einem wilden Bären ähnlich ist. Um selber sicher zu sein, muss man nicht unbedingt schneller sein als der Bär, aber schneller als die Langsamsten in der Gruppe. Auch beim Laden von Elektroautos werden diejenigen die Verlierer sein, die schon die einfachsten Schritte zum Schutz des Ladevorgangs nicht beachten.