DIY-Wallbox: Warum Marke Eigenbau hier keine gute Idee ist
Mit Einstellung der Förderung einer E-Ladestation für den „Heimgebrauch“ stehen viele Elektroautobesitzer vor einer grundlegenden Frage. Kann man nicht einen Bausatz nutzen und die Wallbox selbst errichten? Schließlich gibt es es Wallboxen zum selber bauen und der Verzicht auf einen Fachmann kann bis zu 2.000 Euro sparen. Die Verlockung ist groß – doch ebenso enorm sind die Risiken und Gefahren des Eigenbaus. Wir klären auf, warum sich eine selbst gebaute E-Ladestation nicht lohnt – sofern Sie kein Elektriker sind.
Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben – „Installateur“ haftet für Baufehler
Das Elektroauto steht in der Garage oder soll in Kürze angeschafft werden. Sie möchten sich nicht auf die öffentliche Infrastruktur verlassen und ziehen es vor, die Aufladung an einer Wallbox auf Ihrem Grundstück vorzunehmen. Gerade wenn Sie in ländlichen Regionen wohnen und das Netz für Ladestationen nicht wirklich dicht ist, lohnt sich ein eigener Ladepunkt für das Elektroauto auf jeden Fall. Sparen Sie nicht am Elektriker, denn in diesem Fall gehen Sie hohe Risiken ein und laufen Gefahr, dass es zu irreversiblen Schäden an Ihrem Elektroauto – und zur Verweigerung der Kostenübernahme durch die Versicherung kommt.
- Eine E-Ladestation muss nach DIN VDE 0100-722 montiert werden.
- Die Installationsbescheinigung vom ausgewiesenen Fachmann ist im Schadenfall bei der Kfz-Versicherung vorzulegen.
- Jede Wallbox mit mehr als 11 kW ist genehmigungspflichtig.
- Paragraf 19 der NAV besagt, dass die E-Ladestation beim Netzbetreiber angemeldet werden muss.
- Eine eigener Stromkreis mit eigenem FI-Schutzschalter ist verpflichtend.
Die Missachtung aller oder einzelner Punkte führt spätestens im Schadenfall zu größeren und kostenintensiven Problemen. Das gilt auch für Garantieansprüche des Akkus. Wurde der Ladepunkt für Ihr Elektroauto von einem Fachmann installiert, haftet er in vollem Umfang für die von ihm erbrachten Leistungen und deren Qualität. Wenn Sie hingegen selbst eine Wallbox bauen, sind Sie in der Haftung und stehen vor nicht unbeachtlichen Kosten, wenn der Ernstfall eintritt und Ihre E-Ladestation Marke Eigenbau die Ursache ist.
Risiken und Gefahren bei DIY-Wallboxen
Warum gibt es überhaupt Bausätze, wenn die Montage und Installation nicht vom erfahrenen Heimwerker durchgeführt werden dürfen? Nichts spricht dagegen, mit dem Kauf eines Wallbox-Bausatzes zu sparen – sofern Sie die Installation vom Fachbetrieb vornehmen lassen. In den folgenden Absätzen erläutern wir Ihnen alle Risiken, die auf Sie als Laie in der Elektrotechnik zukommen. Selbst bei der Beauftragung eines Elektrikers sollten Sie beachten, dass es ein mit Wallboxen erfahrener Handwerker sein sollte. Auch wenn die meisten Elektrofirmen über entsprechende Kompetenzen verfügen, lohnt es sich, den Partner für sein Projekt mit Sorgfalt auszuwählen. Wichtig: Die Installationsbescheinigung muss ein Meister ausstellen. Es reicht daher nicht, wenn Sie jemanden kennen, der den Beruf des Elektrikers erlernt hat und der Sie beim Bau einer Wallbox unterstützen würde.
Starkstrom: Nichts für schwache Nerven und Laien
Wer hat Ihren Elektroherd angeschlossen? In den meisten Fällen war es ein Küchenbauer oder der Elektriker. Wie der E-Herd benötigt auch das Elektroauto Starkstrom für eine schnelle und unproblematische Aufladung. Der Anschluss läuft mit 400 Volt und einer Stromstärke, die eine tödliche Gefahr darstellt. Spezielles Werkzeug, eine Ausbildung in der Installation von Starkstromanlagen und die Berechtigung, den Installationsnachweis auszustellen sind daher grundlegend. Qualifizierte Elektriker sind sich der Gefahr bewusst und verfügen über die zwingend notwendigen Kompetenzen und die Werkzeuge, die für Starkstromanschlüsse nötig sind. Der Fachbetrieb legt den eigenen Stromkreis an, sichert ihn adäquat ab und legt den Grundstein dafür, dass die Wallbox bei einer möglichen Überlastung vom Strom getrennt wird.
Ein Fehlerstrommodul muss eingebaut werden
Beim Hausstrom handelt es sich um Wechselstrom. Doch Ihr Elektroauto muss mit Gleichstrom aufgeladen werden. Wie kann das funktionieren und ist darauf Verlass, dass die Ströme im E-Auto selbst umgewandelt werden? Im Regelfall findet die Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom wirklich im Akku Ihres Elektrofahrzeugs statt. Doch das heißt nicht, dass es „unterwegs“ nicht zu Fehlerströmen kommen kann. Ist das der Fall, gleicht das DC-Fehlerstrommodul Fehlerströme aus und verhindert einen ansonsten möglichen Akku-Defekt oder sogar einen Batteriebrand. Weiter muss die Wallbox für das Elektroauto über eine Phasenstromerkennung verfügen. Sind nicht alle drei Phasen gleichmäßig ausgelastet – also liegen Stromschwankungen vor, sorgt dieses Bauteil für eine Abschaltung der E-Ladestation.
Die fehlerfreie Kommunikation zwischen dem Fehlerstrommodul und der Phasenstromerkennung basiert auf dem Electric Vehicle Charge Controller. Auch dieser darf beim Selbstbausatz nicht vergessen werden, ebenso wenig wie der Notfallkondensator, der bei Stromproblemen während des Ladevorgangs für eine Aufhebung der Steckerverriegelung sorgt. Um diese Komponenten funktions- und kommunikationsfähig zu installieren, reichen Ihre möglicherweise vorhandenen Grundkenntnisse in der Elektrik nicht aus. Bedenken Sie auch: Kein Fachbetrieb wird Ihnen eine E-Ladestation im Eigenbau abnehmen und die Bescheinigung für den Versicherungsfall ausstellen.
Bei Batteriedefekten durch Ladefehler kann die Garantie erlöschen
Jedes E-Auto wird vom Hersteller mit einer langen Garantie auf die Funktionalität des Akkus ausgeliefert. Doch wenn Sie das Elektroauto an einer nicht fachmännisch installierten Wallbox laden, gefährden Sie die Garantie und könnten im Falle eines Batteriedefekts vor einem Problem stehen. Der Akku für eine Elektroauto kostet einige Tausend Euro und reißt ein erhebliches Loch in die Haushaltskasse. Da die Fehlerursache für den Defekt akribisch untersucht wird, können Sie davon ausgehen, dass der Hersteller die Aufladung an einer ungeeigneten E-Ladestation herausfindet und Ihnen den Garantieanspruch verwehrt.
Keine Kostenübernahme von Kfz- und Immobilienbeschädigung durch die Versicherung ohne Installationsbescheinigung
Funktioniert die E-Ladestation nicht richtig und überlädt die Batterie, sind Folgeschäden vorprogrammiert. Können Stromschwankungen nicht ausgeglichen werden, kann ein Kurzschluss zum Brand führen und nicht nur Ihr Elektroauto, sondern auch Ihr Haus massiv beschädigen. Ergibt sich im Nachgang, dass Sie nicht über eine Installationsbescheinigung verfügen, lehnt jede Versicherung die Kostenübernahme des Schadens ab. Das wiederum bringt mit sich, dass Sie mit einer selbst gebauten Wallbox nicht nur ein Risiko für Fahrzeugschäden, sondern auch für den Verlust Ihrer Existenz und für einen tödlichen Stromschlag eingehen. In Anbetracht der erheblichen Gefahren sollte deutlich werden, warum der Selbstbau einer E-Ladestation niemals eine gute Idee ist.
Brennt es in der Garage und Sie teilen der Wohngebäudeversicherung den entstandenen Schaden mit, wird der Gutachter nicht lange nach der Brandursache suchen. Können Sie die verpflichtende Bescheinigung zur fachmännischen Installation der Wallbox nicht vorlegen, geht man von einem Selbstbau aus und muss keine Kostenerstattung vornehmen. Noch brisanter wird es, wenn Sie durch eine Objektlage in einem dicht besiedelten Gebiet ein Risiko für andere Familien begünstigen. Egal in welche Richtung Sie denken und was alles passieren kann: Es lohnt sich nicht, diese Gefahren einzugehen und zu hoffen, dass keines der erwähnten Szenarien eintritt.
Alternative zur Wallbox – die mobile Ladestation
Sie suchen nach einer günstigeren und vielleicht sogar flexibel einsetzbaren Alternative zur Wallbox? Dann könnte Sie der Vorteil einer mobilen E-Ladestation interessieren. Was ist das? Hierbei handelt es sich praktisch um ein Kabel, mit dem Sie das Elektroauto mit bis zu 22 kW an jeder Hausstromsteckdose aufladen können. Wenn Sie diese Variante als feste E-Ladestation auf Ihrem Grundstück in Erwägung ziehen, lohnt es sich dennoch, eine zusätzliche Steckdose nur für das Elektroauto installieren zu lassen. Fernab der empfehlenswerten Installation einer Zusatzsteckdose gibt es nicht viel zu beachten. Sie brauchen keine Genehmigung einholen und müssen das „Kabel“ auch nirgendwo anmelden. Denn Sie laden Ihr Elektroauto über den Hausstromkreis auf, was mit dieser Methode erlaubt ist.
Fazit: Wer kein Elektriker ist, sollte eine E-Ladestation nicht selbst bauen
Strom gehört zu den Dingen im Haus, die Sie zugunsten Ihrer eigenen Sicherheit und zur Brandvermeidung einem Experten überlassen sollten. Auch wenn der Bau einer E-Ladestation als Bausatz auf den ersten Blick einfach aussieht – es gibt zahlreiche Fehler- und Gefahrenquellen. Wenn Sie Ihr Elektroauto zu Hause aufladen und weder die Garantie, Ihr Leben noch den Versicherungsschutz gefährden wollen, sollten Sie das Geld für einen Fachbetrieb ausgeben. Bedenken Sie auch, wie viele Zusatzkomponenten bis zur Inbetriebnahme einer Wallbox nötig sind und dass alle Bauteile miteinander kommunizieren müssen. Grundkenntnisse reichen nicht aus, um sich vor den Gefahren einer unsachgemäßen Montage und Installationsfehlern zu schützen. Die Risiken sind mit der Starkstromleitung des E-Herdes vergleichbar und den hat ein Elektrofachmann angeschlossen.