Durchblick im Dschungel der Lade-Apps
Für E-Autofahrer ist Laden das neue Tanken. Aktuell sollte man mehrere Lade-Apps auf dem Handy haben. Wir vergleichen 6 Lade-Apps miteinander und geben dem E-Autobesitzer oder Interessent Hinweise, welche Lade-Apps bei welchem Fahraufkommen sinnvoll sind.
Ein Hauch Wildwest durch Anbietervielfalt
2020 kamen auf jeden Ladepunkt statistisch 9,1 Elektroautos. Im Herbst des Jahres 2021 wurden es 21. Nicht nur mehr Säulen sollen nun schneller kommen, auch ein kontaktloses Bezahlsystem mit Kredit- bzw. EC-Karte ist angekündigt – aber erst ab 2023.
Bis dahin ist noch ein wenig Wildwest und erinnert an Zeiten zum Ende des Telefonmonopols, als neue private Anbieter mit den unterschiedlichsten Tarifmodellen um Kunden warben.
Gemeinsam ist den folgenden 6 Lade-Apps, dass Ladepunkte in ganz Deutschland vorhanden sind und das komplette Laden mit der App machbar ist.
Die beste Lade-Apps Kombination hängt von Ihrem Fahrverhalten ab: Wer beispielsweise selten öffentlich lädt, kommt mit einem Roaming Anbieter ohne Grundgebühren (siehe Plugsurfing) meist am besten weg. Wer viel lädt, und dies in einer Stadt bzw. Region, der könnte mit einem Anbieter (siehe E.ON), der gegen Grundgebühr mit günstigeren Kilowattstunden-Preisen winkt, günstiger fahren.
Vergleichen und Rechnen ist angesagt.
EnBW mobility+
Der Anbieter ist mit 43.000 Ladepunkten in Deutschland und weiteren 160.000 im europäischen Ausland in dieser Kategorie weit oben. Unter verschiedenen Tarifen gibt es den Viellader-Tarif, der sich ab 70 kWh je Monat schon rechnet. Die Ladekarte, sonst 9,90 Euro, ist dann frei, bezahlt wird per Kreditkarte oder Lastschrift. Die Säulen sind auch über Google Maps zu finden.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 43.000 in Deutschland und weitere 160.000 in Europa
- – Ladekosten: tarifabhängig AC 36 bis 45 Ct/kWh, DC 46 bis 55 Ct/kWh
- – Zugang: Mit App oder Ladekarte, manchmal noch nur mit Karte
- – Grundgebühr: 5,99 EUR monatlich bei Viellader-Tarif
- – Navigation: Karten-App und Google Maps
- – App-Infos: Ladeleistung, EnBW-Stationen, Steckertyp, Zugang Säule
E.ON Drive
Hier hält der Anbieter ca. 37.000 Ladepunkte in Deutschland vor. An 300 eigenen AC-Ladepunkten und 3000 Roaming-AC und DC-Ladepunkten wird nur eine Standgebühr erhoben, AC 5,95 EUR und DC 14,95 EUR ohne Kilowattstundenabrechnung. Die Bezahlung erfolgt per Lastschrift.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 37.000 in Deutschland
- – Ladekosten: tarifabhängig AC 39 bzw. 44 ct/kWh, DC 49 bzw. 60 ct/kWh, HPC 53 ct/kWh
- – Zugang: Mit E.ON Drive App
- – Grundgebühr: 4,95 EUR monatlich
- – Navigation: Mit Karten-App
- – App-Infos: Ladeleistung, Roaming, Steckertyp
Shell Recharge
Der Tankstellenkonzern verfügt über 200.000 Ladepunkte in 35 Ländern, davon 42.760 in Deutschland und liegt damit in der Spitzengruppe. Die Preise sind variabel und situationsabhängig: Roamingkunden bezahlen 2 Ct pro Minute Zuschlag. Ein Ladevorgang kostet zusätzlich 35 Ct bis zu einem Maximalbetrag von 7 EUR pro Monat. Die App funktioniert nur mit einer kostenfreier Ladekarte.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 42.760 in Deutschland, weitere 160.000 in 35 Ländern
- – Ladekosten: AC 46 Ct/kWh bzw. DC 59 bis 64 Ct/kWh plus 35 Ct pro Ladung (bis max. 7 EUR monatlich)
- – Zugang: App nur mit kostenfreier Karte
- – Grundgebühr: Keine
- – Navigation: Mit Google Maps
- – App-Infos: Ladeleistung, App-Zugang Säule, Shell-Stationen, Steckertyp, freie Säulen
Plugsurfing
Hier zeigt die App für Deutschland 33.660 Ladepunkte an, für Europa kommen weitere 170.000 dazu. Seit Sommer 2021 sind die Preise für AC- und DC-Laden fix. Es fallen keine Grundgebühren an, das Preisniveau ist aber für Vielfahrer hoch. Bezahlt werden kann mit Kreditkarte, Lastschrift, per PayPal und Klarna-Überweisung. Die Ladepunkte finden sich bei Google Maps, Steckertyp wird angezeigt. Da nicht alle Ladepunkt App-fähig sind muss man den Ladeschlüssel immer mit sich führen.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 33.660 in Deutschland, 170.000 weitere in Europa
- – Ladekosten: AC 48 Ct/kWh bzw. DC 64 Ct/kWh
- – Zugang: App, an manchen Säulen zusätzlich Ladeschlüssel erforderlich
- – Grundgebühr: Keine
- – Navigation: Per Google Maps
- – App-Infos: Ladeleistung, Zugang Säule, Steckertyp, freie Säulen
Ionity
Der Name steht für den Zusammenschluss von den Automobilherstellern Mercedes-Benz, BMW, Audi, Porsche, Ford und Hyundai. Die 361 Ladeparks liegen an europäischen Autobahnen (in Deutschland ca. 50 Ladeparks) mit jeweils 4 – 6 Ladesäulen und bieten Schnellladen mit 350 kW Leistung über CCS Stecker an.
Per App werden 79 Ct pro Kilowattsunde fällig. Mit Ladekarten anderer Anbieter steigt der Preis (mit Shell-Karte 81 Ct pro Kilowattstunde). Eine Ausnahme: Der Anbieter Maingau unterbietet für seine Kunden, die bei Ionity laden, deren Preis mit 75 Ct pro Kilowattstunde um 4 Cent. Die App liefert keine weiteren Infos, sie zeigt aber automatisch die nächsten Ladepunkte.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 50 Ladeparks in Deutschland, mehr als 310 weitere Ladeparks in Europa
- – Ladekosten: DC 79 Ct/kWh oder DC 75 Ct/kWh als Maingau-Kunde
- – Grundgebühr: Keine
- – Navigation: Mit Google Maps, Karten-App und Waze
- – App-Infos: Keine Filter, automatische Hinweise für nächste freie Ladesäule
Einfach Strom Laden (Maingau)
Die App mit diesem vielversprechend simplen Namen gehört zum bereits erwähnten Energiekonzern Maingau. Von den europaweit über 170.000 Ladepunkten liegen 39.000 in Deutschland. Wer auch Stromkunde wird, was nicht notwendig ist, bekommt einen Preisrabatt von 14 Cent für jede Kilowattstunde für AC- und DC-Laden. Monatliche Grundgebühren entfallen generell. Diese App führt selbst zum Ladepunkt ohne Wechsel zu Karten-App bzw. Google Maps. Bezahlen kann man mit Kreditkarte oder per Lastschrift.
Im Überblick:
- – Ladepunkte: 39.000 in Deutschland und weitere 130.000 in Europa
- – Ladekosten: tarifabhängig AC 30 oder 44 Ct/kWh bzw. DC 40 oder 54 Ct/kW/h, Maingau-Stromkunden laden deutlich günstiger
- – Grundgebühr: Keine
- – Navigation: Navigation innerhalb Anwender-App, auch Google Maps und andere möglich
- – App-Infos: Ladeleistung, Schnellladen, Steckertyp, verfügbare Ladepunkte
Fazit
Mit diesem Überblick können Sie nach Bedarf 2 – 3 Lade-Apps kombinieren. Die Navigation funktioniert bei allen recht gut, wie beschrieben bei Maingau sogar über die Lade-App selbst. Unterschiedliche Bezahlmöglichkeiten sind zwar lästig, aber machbar. Wie beschrieben ist Abhilfe ab 2023 in Sicht.
Weniglader brauchen immer einen Roaminganbieter wie Plugsurfing und sparen die Grundgebühr. Vielfahrer müssen hier sehr genau vergleichen: Eine App, die in Stuttgart am günstigsten ist, kann in Frankfurt teuer sein. Man kann sich auch ganz bequem über entsprechende Apps wie Chargeprice oder Ladefuchs helfen lassen. Im Kommen sind Anbieter mit Flatrate wie Elvah, die die meisten Anbieter abdeckt.