In einigen Wallboxen ist ein sogenannter potentialfreier Kontakt verbaut. Dieses winzige und unscheinbare Feature bietet viele Möglichkeiten. Es kann ein Zugriffsschutz realisiert, eine Steuerung eingebunden und in einer einfachen Form PV-abhängig geladen werden. Das Prinzip ist dabei immer dasselbe, was die Sache anwenderfreundlich macht.
Was ist der potentialfreie Kontakt?
Eigentlich ist der potentialfreie Kontakt ganz einfach erklärt. Ein Steckverbinder schließt einen Kontakt auf der Platine. Nur wenn diese Brücke von Pin 1 zu Pin 2 vorhanden ist, ist die Wallbox in der Lage zu laden. Zieht man die Verbindung ab, unterbricht die Wallbox den Ladevorgang.
Wie nutze ich den potentialfreien Kontakt?
Zur Nutzung muss die Brücke des potentialfreien Kontakts abgenommen und der erste. nun freiliegende, Kontakt mit einer Leitung versehen werden. Am anderen Ende dieser Leitung können nun verschiedene Freischaltmöglichkeiten installiert werden. Wichtig ist nur, dass es sich bei dem Schalter, Schaltkontakt oder bei der Steuerung um einen Schließer handelt, also einen dauerhaft schließenden Kontakt. Ein Taster, welcher nur ein kurzes Ein-Signal gibt, führt nicht zum gewünschten Ergebnis. Am Ende muss nur noch eine Leitung zurück zum zweiten Kontakt des potentialfreien Kontakts geführt werden. Diese Hin- und Rückführung wird meistens mit einem zwei- oder mehradrigen Kabel realisiert.
Wofür kann der potentialfreie Kontakt genutzt werden?
Freischalten des Ladevorgangs
Viele Wallboxen haben bereits einen RFID-Kartenleser in der Wallbox verbaut, andere arbeiten mit einem Schlüsselschalter oder Code, um die Ladung für Fremde zu sperren. Hat man eine Wallbox ohne Freischalteinrichtung aber mit potentialfreiem Kontakt, kann dieser zur Freischaltung genutzt werden.
Du kannst zum Beispiel einen Schlüsselschalter zur Freischaltung nutzen. Hängt also der Schlüsselschalter direkt neben der Wallbox würde ein zweiadriges Kabel von der Wallbox zum Schlüsselschalter geführt und entsprechend angeschlossen werden. Mit diesem Anschluss wäre es also möglich eine Heidelberg Energy Control, welche keine Freischaltmöglichkeit hat, mit einem Schlüsselschalter zu steuern.
Ebenso ist es möglich, anstelle des Schlüsselschalters, so gut wie jeden Schließer am potentialfreien Kontakt anzubringen. Das kann also auch ein PIN-Code-Feld oder ein RFID-Reader sein.
Steuerung über den Computer oder über Smart Home
Mit dem Wissen, dass am anderen Ende des potentialfreien Kontakts so gut wie jeder Schließer anbindbar ist, können wir jetzt kreativ werden. Wie wäre es zum Beispiel mit der Steuerung über einen Kleinstcomputer wie einen Raspberry Pi oder der Einbindung in dein smartes Zuhause? Es wäre also zum Beispiel denkbar eine Anlage so aufzubauen, dass die Wallbox automatisch aktiviert wird, sobald du zuhause bist oder dass dein eAuto nur lädt, wenn andere Geräte im Haus nicht laufen. Die Logik wird dabei immer in der Smart Home Oberfläche eingestellt, die Steuerung erfolgt über einen Schließer im Smart Home System.
Steuerung durch die PV-Anlage
Auch über die PV-Anlage kann ein potentialfreier Kontakt angesprochen werden. Dazu benötigt es aber auf jeden Fall einen konfigurierbaren Schließer-Kontakt am Wechselrichter oder an einem anderem Bauteil (Smartmeter,…). Über die Konfiguration der PV-Anlage könnte dann zum Beispiel eingestellt werden, dass nur bei einer bestimmten PV-Menge der Kontakt des potentialfreien Kontakts geschlossen wird.
Zum Beispiel wäre folgende Einstellung über die PV-Anlage möglich: Wenn die PV-Anlage mindestens 6kW erzeugt, soll der Kontakt geschlossen werden und die Wallbox mit dem Laden beginnen. Das heißt aber auch, dass die Wallbox mit der maximalen Ausgangsleistung lädt. Wurde die Wallbox also bei der Installation auf 11kW eingestellt, lädt das Fahrzeug auch mit 11kW. Durch die Regelung fließt dann also ein gewisser Teil vom Dach (Erzeugte Leistung minus Hausverbrauch) und der restliche Teil aus dem Netz über die Wallbox ins Netz.
Fazit
Ein potentialfreier Kontakt ist ein praktisches Feature – wenn man weiß, wie man ihn nutzt. Im Prinzip lässt sich jeder Schließer zur Steuerung einer Wallbox mit potentialfreiem Kontakt nutzen. Die Anwendung geht vom einfachen Zugriffschutz über eine Anbindung an ein smartes Zuhause bis hin zum PV-geführten Laden.
Markus Fryzel
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