Es ist DIE große Angst der Wohnungseigentümer oder WEG-Beteiligte: Reicht mein Hausanschluss eigentlich für den Betrieb mehrerer Wallboxen aus oder „knallt“ am Ende die Hausanschlusssicherung? Gleich vorneweg: Mit der richtigen Technik braucht niemand Angst vor einem zu hohen Strombedarf oder einer zu geringen Ladeleistung haben. Wie das funktioniert, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Was ist ein Lastmanagementsystem?
Ein Lastmanagementsystem regelt, wie der Name schon sagt, die Last der Wallboxen. Wenn also nur 11kW des Hausanschlusses für drei Wallboxen zur Verfügung stehen, werden diese, auch beim gleichzeitigen Betrieb aller Wallboxen, nicht überschritten.
Was ist ein statisches und ein dynamisches Lastmanagement?
Statisches Lastmanagement bedeutet, dass ein für alle Wallboxen zur Verfügung stehender Wert definiert wird und dieser, nicht veränderbar, die Basis für die Regelung der Wallboxen darstellt. So wird zum Beispiel bei zwei auf 11kW gedrosselte “easee Home” Wallboxen in der Wallbox per App eingestellt, dass 11kW Gesamtladeleistung nicht überschritten werden dürfen. Lädt nun ein Fahrzeug bekommt es die vollen 11kW ab, laden zwei Fahrzeuge gleichzeitig, teilen sich beide Wallboxen die maximale Leistung. Es wird also dann jedes Fahrzeug „nur“ mit 5,5kW geladen. Ist ein Fahrzeug voll und unterbricht die Ladung, springt die Versorgung des anderen Pkws wieder auf 11kW.
Beim dynamischen Lastmanagement bekommt die Wallbox (oder die Wallboxen) die zur Verfügung stehende Leistung durch eine Messung übermittelt. Die Wallboxen können dann zum Beispiel am Vormittag, wo kaum Strom im Haushalt verbraucht wird, mehr Leistung abgeben. Gegen 17 Uhr steigt der Energiebedarf. Es wird daheim gearbeitet, gekocht und ein Film geschaut. Nebenbei läuft der Computer und der Warmwasserbereiter zieht ebenfalls noch Strom. Insgesamt steht den Wallboxen dann weniger Leistung zur Verfügung. Das Lastmanagement regelt dann die Ladeleistung herunter. Wenn gegen 22 Uhr dann langsam die Lichter und Verbraucher im Haus ausgehen, steigt die zur Verfügung stehende Leistung wieder und die Wallboxen bekommen durch das Lastmanagement mehr Leistung für die Ladung zur Verfügung gestellt.
Lastmanagement bei einer Wallboxen
Die meisten deutschen Häuser sind ausreichend mit Strom versorgt. An Leistung stehen etwa 30kW für einen Hausanschluss eines Einfamilienhauses zur Verfügung. Nimmt man nun die Leistung von 11kW die eine Wallbox verbrauchen würde, stehen dem Haushalt immer noch knapp 19kW für die restlichen Stromverbraucher zur Verfügung.
Will man nun eine zweite Wallbox mit 11kW installieren, bedeutet das, dass diese unbedenklich installiert und verwendet werden kann. Bei einer Wallbox mit 22kW Ladeleistung kommen wir da schon in einen kritischen Bereich. Wenn zum Beispiel recht viele Verbraucher laufen, kann es sein, dass mit den 22kW der Wallbox die Leistung überschritten wird und eine Sicherung auslöst.
Deshalb ist es wichtig, dass man sich VOR dem Kauf und der Installation mit dem örtlichen Elektriker bzw. dem Netzbetreiber austauscht und prüft, ob der Hausanschluss für eine solche Leistung ausreichend dimensioniert ist. Wird festgestellt, dass die Hausanschlusssicherung nicht ausreichend ist, kann diese erhöht werden – was aber mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Eventuell ist es in diesem Fall einfacher eine Wallbox mit einem dynamischen Lastmanagement zu installieren.
Durch ein Messgerät (Smartmeter) am Hauseingang wird die zur Verfügung stehende Leistung ermittelt und geregelt. Anhand dieser Werte wird die Ladeleistung der zu ladenden Elektrofahrzeuge angepasst. Es wird also verhindert, dass der Hausanschluss am Limit arbeitet und eventuell eine Sicherung auslöst.
Prinzipiell sollte man sich also schon vor dem Kauf informieren, ob eine 22kW-Ladelösung überhaupt gebraucht wird. Erfahrungsgemäß reicht in den meisten Fällen eine 11kW Wallbox vollkommen aus, um am nächsten Tag mit einem vollen Akku starten zu können.
Lastmanagement bei mehreren Wallboxen
Wie oben schon erwähnt regelt ein Lastmanagement mehrere Wallboxen. Je mehr Wallboxen installiert werden, desto aufwändiger wird die Messung, vor allem wenn ein dynamisches Lastmanagement eingesetzt werden soll.
Wird keine Abrechnung benötigt, können wir die folgenden lastmanagementfähigen Wallboxen empfehlen:
- easee home (bis zu 3 Wallboxen im Lastmanagementverbund)
- easee charge (ab 4 Wallboxen im Lastmanagementverbund)
- Heidelberg Energy Control (bis zu 16 Wallboxen im Lastmanagementverbund)
- Zaptec go (bis zu 100 Wallboxen im Lastmanagementverbund)
100 Wallboxen im Verbund mag sich jetzt vielleicht gut anhören, aber man muss bedenken, dass immer eine bestimmte Leistung zur Verfügung steht. Stehen z.B. 22kW für 10 Wallboxen zur Verfügung, hieße das, dass beim gleichzeitigen Betrieb nur 2,2kW pro Fahrzeug zur Verfügung stehen – eine Leistung, bei der manche Fahrzeuge gar nicht erst das Laden beginnen.
Wohnungseigentümergesellschaften
Wohnungseigentümergemeinschaften oder Installationen größerer Ladeinfrastrukturen stellen eine größere Herausforderung dar. Technisch ist es empfohlen über den Allgemeinstrom der Immobilie zu gehen oder gar einen separaten Hausanschluss legen zu lassen. Hierdurch ist eine Abrechnung unumgänglich. Die Ermittlung, über den zur Verfügung stehenden Strom, findet hier über einen separaten Zähler statt. Um unnötig hohe Kosten für die Anhebung des bestehenden Hausanschlusses zu vermeiden, empfiehlt es sich als Wohnungseigentümergemeinschaft auf jeden Fall vorab Rücksprache mit der Hausverwaltung zu halten. Diese wird sich dann an den zuständigen Elektriker wenden und in Zusammenarbeit mit z.B. der “energielösung GmbH” eine passende Lösung ausarbeiten.
Passende Wallboxen für dynamische Lastmanagements
Alfen Eve Single Pro-Line DE (Wallbox mit Ladesteckdose, bis 22 kW, Eichrechtskonform)
KEBA c-series und x-series EN Typ2 Wallboxen (mit Ladesteckdose, bis 22 kW, LTE+WLAN, Eichrecht)
MENNEKES AMTRON Professional+ PnC Wallbox Typ-2 (mit Ladekabel, bis 22 kW, Eichrecht)
Der Fokus liegt hier auf der, für die Immobilie passenden, Lösung. Jede Liegenschaft unterscheidet sich zu anderen, daher ist hier eine individuelle Prüfung erforderlich. Bei der Prüfung durch den örtlichen Energieversorger wird entschieden, ob ein reines Lastmanagement ausreichend ist oder der Hausanschluss angehoben werden muss. Die letzte Alternative ist ein vollkommen neuer Hausanschluss.
Wichtig: Beim Einsatz eines dynamischen Lastmanagements in Verbindung mit einer der oben genannten Wallboxen ist immer auch ein Energiemanager notwendig. Dieser kann je nach Größe der Installation von einem einfachen Smartmeter bis zum ausgewachsenen Home Energy Management System (HEMS) variieren.
Fazit
Ein Lastmanagement regelt die Ladeleistung der Wallbox und sorgt dafür, dass die Hausanschlusssicherung nicht überreizt wird. Es kann sowohl eine Wallbox durch ein Lastmanagement geregelt werden als auch mehrere im Verbund.
Markus Fryzel
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