Kürzlich haben wir einen Artikel im Magazin veröffentlicht, in dem wir die einzelnen Komponenten einer Wallbox berechnet haben. Auf den Beitrag haben uns viele Nachfragen erreicht. Hauptsächlich interessiert unsere Leser, was denn die Installation einer Wallbox kostet. Wir haben mal recherchiert und versuchen einen groben Überblick über die Installationskosten einer Wallbox zu geben.
Nicht jede Installation ist gleich
Gleich vorab: Der Preis für die Installation einer Wallbox kann stark variieren, da viele Faktoren in die letztendliche Berechnung einbezogen werden müssen. Wo hängt die Wallbox? Wie groß ist der Aufwand für die Installation? Welche Arbeiten müssen „nebenbei“ noch erledigt werden? Woher kommt der Elektriker? Welches Installationsmaterial wird benötigt? Diese Fragenliste könnte noch ewig erweitert werden. Trotzdem wollen wir Ihnen einen Überblick über die Kosten geben, die auf Sie zukommen können.
Musterhaus als Beispiel
Wir wollen uns in diesem Artikel gemeinsam die Installation von Familie Mustermann ansehen. Diese hat sich entschieden eine 11kW Wallbox mit fest angeschlagenem 5m-Kabel (integrierter DC-Fehlerstromschutz in der Wallbox) in Ihrer Garage installieren zu lassen. Die Garage liegt etwa 14 Meter vom Hausanschlusskasten entfernt (Luftlinie). Die Garage und das Haus sind direkt miteinander verbunden, aber durch Mauern getrennt. In der Verteilung der modernen Bestandsimmobilie ist noch ausreichend Platz für die Schutzeinrichtungen und der Elektriker kommt aus der 30 Kilometer entfernten größeren Stadt.
Am Ende des Artikels schauen wir uns noch weitere mögliche Zusatzkosten an, die bei einer Installation einer Wallbox aufkommen können.
Der Sicherungskasten
Da in der Verteilung der Familie Mustermann noch genug Platz ist, wird keine Erweiterung oder Unterverteilung benötigt. Das heißt, dass die Sicherungselemente direkt in den Verteilerkasten im Keller montiert werden können. Material technisch bedeutet das etwa 80 Euro für den RCD-Schutzschalter (Typ A) und 60 Euro für einen Leitungsschutzschalter.
Wichtig: Ist in der Wallbox KEIN DC-Fehlerstromschutz integriert, kostet ein RCD-Typ B-Schutzschalter gerne mal das sechs- bis siebenfache des Typ A-Schutzschalters (400 bis 450 Euro).
Die Arbeiten werden ausgeführt von einem Elektro-Gesellen (60€/Stunde) und einem Elektro-Auszubildenden (35€/Stunde). Für die Umbaumaßnahme benötigen die beiden zwei Stunden. Schlussfolgernd kostet uns die Ausführung der Arbeiten inkl. des Kleinmaterials insgesamt ca. 450€ brutto.
Der Weg vom Technikraum zur Wallbox
In unserem Fall sind glücklicherweise keine Grabarbeiten notwendig, da die Garage direkt an das Wohnhaus anschließt. Das heißt aber auch, dass die Leitungen durch das Mauerwerk geführt werden müssen. Dafür müssen Mauerdurchführungen vorgenommen werden. Der Preis für eine solche Durchführung variiert nach Wandstärke und Materialart. Grob kann man für eine Mauer einen Betrag zwischen 40€ und 60€ ansetzen. Für unser Beispiel benötigen wir zwei Mauerdurchbrüche und kommen somit auf 100 Euro. Diese Öffnungen müssen nun wieder fachgerecht verschlossen werden. In etwa fallen dann – inklusive Material – nochmal dieselben Kosten wie für die Öffnung an.
Am Ende stehen auf der Rechnung des Elektrofachbetriebs etwa 200€ brutto um die Leitungen durch die Wände zu führen.
Strom- und Datenkabel samt Verlegung
Der Materialpreis für ein Stromkabel verändert sich mit dem benötigten Kabelquerschnitt . In unserem Beispiel verwenden wir zum Anschluss der 11kW-Wallbox ein NYM-J 5x6mm² zu einem Preis von ca. 5€ pro Meter. Bei einem Leitungsweg von 20 Metern summiert sich dies auf einen Materialpreis von 100€. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, verlegen wir für 30€ in diesem Zuge noch ein Datenkabel vom Technikraum zur Wallbox.
Hierüber könnten wir die Ladeeinrichtung später in ein Energiemanagementsystem einbinden. Da die Leitungen nicht in der Luft hängen sollen benötigen wir noch Kabelkanäle oder Kunststoff-Stangenrohre sowie Montage- und Befestigungsmaterial. Auf einer Strecke von 10 Metern verwenden wir ein Stangenrohr. Die restlichen Meter können wir über bereits bestehende Kabelkanäle abdecken. Das Stangenrohr wird uns für ca. 4€/Meter verrechnet. Dies ergibt in Summe ca. 40€. Für die Umsetzung der Leitungsverlegung werden uns schlussendlich 260€ brutto in Rechnung gestellt.
Bis zu diesem Zeitpunkt sind folgende Kosten angefallen:
- Vorbereitung Verteilerkasten: 450 Euro
- Mauerdurchbrüche und -verschlüsse: 200 Euro
- Leitungsverlegung und Stangenrohr (inkl. Montagematerial): 260 Euro
Die Leitungen befinden sich nun an Ihrem Bestimmungsort in der Garage. Nun fehlt nur noch die Endmontage der Ladestation.
Montage und Konfiguration Wallbox
Die mechanische Montage einer Wallbox sowie der elektrische Anschluss der Zuleitungen wird in diesem Fall vom Elektro-Auszubildenden vorgenommen. Für diese Arbeitsschritt fallen ca. 80€ an. Je nach Komplexität der Ladelösung kann die Arbeitszeit zur Konfiguration zeitlich variieren. Ist eine smarte Ladelösung zu installieren, dann dauert die Einrichtung erfahrungsgemäß länger als bei einer einfachen Wallbox, die nur laden soll. Nach betriebsfertiger Installation und Konfiguration der Ladeeinrichtung folgt als letzter Arbeitsschritt die fachgerechte Inbetriebnahme inkl. aller erforderlichen Messungen.
Zu dieser wird von den meisten Fachbetrieben ein Inbetriebnahmeprotokoll angefertigt, welches Ihnen als Nachweis für die fachgerechte Ausführung dienen soll. Die Gesamtmaßnahme wird durch eine Einweisung in die Bedienung der Wallbox abgerundet. Im Gesamten war der Montageaufwand in diesem Schritt überschaubar. Allerdings ist der Zeitaufwand für die betriebsbereite Konfiguration und Inbetriebnahme zu beachten.
Die Preisspanne ist hierbei groß und liegt meist zwischen 100 und 350€. Bei unserer Wallbox in diesem Beispiel werden uns hierfür 250€ brutto verrechnet.
Die Rechnung bitte
Bei der Summierung aller Einzelpositionen stehen auf der Rechnung der Musterfamilie 1.160€. Als letzte Position werden diese noch durch die An- und Abfahrt der beiden Monteure ergänzt, wodurch sich der Endbetrag inkl. Mehrwertsteuer auf 1.280€ erhöht.
Zusätzliche Optionen und Kosten
Dieser Wert von 1.280€ ist aber kein zu Pauschalbetrag. Dieser kann sowohl nach oben, also auch nach unten abweichen. Befindet sich in der Garage bereits eine Unterverteilung oder eine ausreichend dimensionierte Leitung, dann verringern sich die Kosten für die Leitungsverlegung immens. Soll das neue Elektrofahrzeug im etwas entfernten Carport geladen werden müssen unter Umständen teure Grabarbeiten mit dem Einsatz schwererer Maschinen durchgeführt werden. Dann können die Kosten schnell in die Höhe schießen. Auch die Anbindung an eine PV-Anlage verursacht Mehrkosten, die nach Arbeitsstunden abgerechnet werden können.
Dienstwagenfahrer setzen in der Regel auf eine Wallbox mit MID-Zähler. Es ist aber auch möglich einen solchen MID-Zähler in der Verteilung vor die Wallbox zu schalten. Bei den Zählern gibt es verschiedenste Leistungsklassen und Ausführungen (WLAN, App, digitales oder analoges Display,…), was sich letztendlich auf die Kosten auswirkt. Aus diesem Grund variiert auch hier der Preis stark und bewegt sich zwischen 70 und 300 Euro.
Ein Punkt, der die Installation ebenfalls teurer macht, ist, wenn im bisherigen Verteilerkasten kein Platz mehr für die Sicherheitseinrichtungen ist oder festgestellt wird, dass die Hausverdrahtung in Verteiler veraltet ist. Dann ist entweder der recht kostspielige Neuaufbau des Verteilers notwendig oder zumindest die Installation einer kleineren Unterverteilung für die Elektromobilität.
Auch das Aufstellen eines Standfußes inklusive Betonfundament können bei der Installation der Wallbox die Rechnung in die Höhe schnellen lassen. Wer übrigens auf Nummer sicher gehen will, für den bieten viele Elektriker auch (kostenpflichtige) Standortanalysen an, auf deren Basis dann das Angebot gestellt wird.
Die Preise für eine solche Standortanalyse bewegen sich zwischen 70 und 300 Euro. Oft wird der Betrag oder ein Teil der Rechnung auch auf die Schlussrechnung angerechnet, so dass sich eine Vorab-Begutachtung durchaus lohnen kann.
Fazit
Es ist schwer eine Pauschalrechnung aufzustellen und zu sagen „Eine Wallbox Installation kostet 1.000 Euro“. Zwar gibt es Firmen, die mit Pauschalen arbeiten, aber oft ist man bei der genauen Berechnung besser dran. Wenn schon ein geeignetes Kabel am Installationsort liegt, kann die Rechnung überraschend gering ausfallen. Hat man hingegen einen besonders langen Kabelweg quer durch den Garten und eine sehr spezielle Wallbox, kann die Rechnung auch 3.000 Euro betragen.